GETO sieht gute Perspektiven für die Landbrücke

Frankfurt am Main, 10.07.2015.
Die Gemeinschaft der Europäischen Transsibirienoperateure und –spediteure GETO zog auf der Generalversammlung ihrer Assoziation im Juni d.J. in Frankfurt am Main eine positive Bilanz der Entwicklung der Bahnverkehre über die Landbrücke zwischen Europa und China sowie weiteren asiatischen Ländern. „Es gibt Fortschritte bei Transportzeiten, Zuverlässigkeit, Anzahl und Vielfalt der Produktangebote sowie bei der Kooperation der Beteiligten,“ stellte GETO-Präsident Hans Reinhard fest. „Mitgliedsunternehmen der GETO haben erfolgreich an den Fortschritten in den euroasiatischen Verkehren mitgewirkt. Sie waren bzw. sind zum Beispiel an den Containerzugverkehren Chengdu-Lodz, Suzhou-Warschau, Zhengzhou-Hamburg, Wuhan-Pardubice, Wuhan-Gorszow und Yiwu-Madrid beteiligt“, hob er hervor. Trotz der politischen Turbulenzen zwischen Westeuropa und Russland und der schwierigen Lage der russischen Wirtschaft wiesen die Transitverkehre von und nach Zentralasien, China und weiter nach Fernost laut GETO auch in jüngster Zeit eine beachtliche Stabilität auf und konnten insgesamt ihren Aufschwung fortsetzen. Einzelne Probleme gab es in Produktbereichen, die auf der russischen Embargoliste stehen und die im Transitverkehr starker Kontrolle unterliegen.

Insgesamt werden von den GETO-Mitgliedern für den Bahnverkehr auf der Landbrücke auch im Weiteren gute Entwicklungsmöglichkeiten gesehen. Dabei wurde auf der Jahresversammlung eine gewachsene Rolle Kasachstans als Transitdrehscheibe nach China hervorgehoben. Als Hauptvorteil der Landbrücke, der bei ihrer Kundschaft am meisten auf Interesse stösst, wurde von den GETO Unternehmen vor allem die kurze Transitzeit betont. Deshalb müsse nach weiteren Möglichkeiten zur Senkung der Lieferzeiten gesucht werden, wurde festgestellt. Hier gebe es bei den Bahnen in China, Zentralasien und auch in Russland bereits entsprechende Initiativen. Schnellere Laufzeiten und mehr Flexibilität wird sich von GETO-Unternehmen vor allem auch von den europäischen Bahnen gewünscht. Wettbewerbsmaßstab für die Landbrücke, wurde auf der GETO Jahresversammlung unterstrichen, sei nicht in erster Linie der zwar deutlich langsamere aber preislich nicht zu schlagende Seetransport sondern der teurere Lufttransport, dem gegenüber die Bahn günstiger sei. Den zeitlichen Abstand hier noch weiter zu verringern, müsse eine wichtige Aufgabe der nächsten Zeit bei allen an den Verkehren über die Landbrücke Beteiligten sein. Unterschiedlicher Meinung sind die verschiedenen GETO Mitglieder zu den neubegonnenen Aktivitäten des gemeinsamen Betreibers der Bahnen der Länder der Zollunion, der OTLK. Während z.B. einige eine Umverteilung der bisherigen existierenden Warenströme zugunsten der OTLK befürchten, hoffen andere auf günstigere Einkaufsmöglichkeiten und schnellere Transitzeiten dank besserer Koordination des Wagenmaterials.

Die GETO, die eine Interessengemeinschaft vorwiegend mittelständischer in Ost-West-Bahnverkehren engagierter Spediteure und Operateure ist, hat derzeit 15 Mitgliedsunternehmen. Sie will in den kommenden Jahren ihre Position in den Ost-West-Bahnverkehren weiter stärken. „Es geht inzwischen nicht mehr nur um einen aktiven Beitrag unserer Assoziation zu positiven Entwicklungen auf der Landbrücke, sondern auch um Unterstützung unserer Mitglieder bei den bilateralen Bahnverkehren mit Russland, damit die Bahn hier nicht als Verlierer auf der Strecke bleibt,“ betont Reinhard. Im Gegensatz zur positiven Entwicklung auf der Landbrücke sei der bilaterale Schienengüterverkehr zwischen Westeuropa und Russland stark von den Sanktions- und Embargomassnahmen betroffen und stehe zudem unter enorm gestiegenem Wettbewerbsdruck des Straßengüterverkehrs auf diesen Relationen.

Von GETO-Mitgliedern wird befürchtet, dass beim weiteren Anhalten der politischen Spannungen der bereits rückläufige bilaterale Bahnverkehr ernsthaft gefährdet sei.

Die GETO ist Mitglied des Internationalen Koordinationsrates für Transsibirien-transporte CCTT in Moskau, dessen Vorsitz der Präsident der Russische Bahn AG Vladimir Jakunin innehat. Der Ehrenpräsident der GETO, Werner Albert, ist zugleich seit Gründung des CCTT in den 90er Jahren dessen Vice Chairman. GETO-Präsident Hans Reinhard ist zugleich Vice General Secretary for Europe des CCTT.

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